Surround White Papers

Surround Joystick

Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
Verwendung oder Kopie, auch auszugsweise, bedürfen unserer ausdrücklichen, schriftlichen Zustimmung

 Seite 1 | Seite 2 | Seite 3 | Seite 4 | Seite 5 |
Auf den ersten Blick ist ein Joystick das ideale Bedienteil für die Richtungsregelung eines Surround Signals. Bei näherer Betrachtung tauchen allerdings eine ganze Reihe von erheblichen Nachteilen auf, die mit dem Einsatz von Joysticks im Allgemeinen und insbesondere in Verbindung mit analoger Audiotechnik verbunden sind.

Im Gegensatz zu Drehreglern ermöglicht der Joystick keine wirklich definierte Einstellung. Während ein Satz Drehpotentiometer eine exakte Einstellung aller Parameter der jeweiligen Panoramasektion einfach und reproduzierbar möglich macht, fällt die Regelung des Joysticks immer ungenau und nicht reproduzierbar aus. Ein weiterer erheblicher Nachteil ist die Gefahr der unbeabsichtigten Verstellung. Da die Joysticks sinnvollerweise unten im Kanalzug, meist direkt über dem Regler angeordnet werden und alle anderen Bedienelemente hinter den Joysticks angeordnet sind, hat man sehr schnell mit dem Ärmel bei der Veränderung irgendeiner anderen Einstellung auch einige Joysticks gleich mitverstellt. Dieser Nachteil ist bei Drehreglern nicht vorhanden.

In jedem Fall sind zusätzlich zum Joystick weitere Regler erforderlich. Der Joystick kann ja nur die Anordnung im Raum beeinflussen und kombiniert damit das LCR-Pan und das Front-Surround Pan zu einem Bedienelement. Sowohl die Regelung der Divergenz als auch die LFE-Ansteuerung erfordern zusätzliche Regler. Theoretisch sind Joysticks vorstellbar, bei denen der Stick mit einem zusätzlichen Drehregler für die Divergenz verbunden ist und bei dem über eine Höhenbewegung des Sticks dann auch noch eine LFE-Regelung möglich wäre. Allerdings ist ein solches Bauelement weder vorhanden, noch wirtschaftlich sinnvoll herstellbar. Unter Berücksichtigung der geringen Stückzahlen und der riesigen Vorkosten würden hier Preise entstehen, die schlicht und einfach utopisch wären. Ferner wäre ein solcher Joystick auch für den Anwender kaum noch durchschaubar, da die Einstellung der Divergenz und der LFE-Zumischung nicht sinnvoll und transparent angezeigt werden kann. Dies würde wieder zusätzliche Displays oder sonstige Anzeigeelemente mit weiteren Kosten erfordern. 

Während die technische Realisierung der erforderlichen Regelcharakteristiken (hier sind die Regelverläufe eines Mono- Surround-Pan-Pots beschrieben) eines Joysticks, zumindest für die Regelung in der Raumbreite und der Raumtiefe mit einem digitalen System auf einfache Weise durch eine Wertetabelle per Software realisiert werden kann, ergibt sich in Verbindung mit analoger Audiotechnik hier ein großes Problem, das nicht mit ein paar Handgriffen zu lösen ist. Ein Joystick kann nicht zur direkten Regelung eines Audiosignals verwendet werden. Es gibt zwar einen direkt für analog Audio verwendbaren Quadrofonie-Joystick von Penny Giles, allerdings berücksichtigt dieser Regler den Center Kanal nicht. Ferner sind die Kosten für dieses Bauelement so hoch, dass allein aus wirtschaftlichen Gründen eine Anwendung nur in Ausnahmefällen infrage kommt. Für eine praktische Realisierung der Regelkennlinien bleiben damit nur zwei Möglichkeiten übrig; multiplizierende DA Wandler oder VCA's.

Da ein Joystick nur dann wirkliche Vorteile gegenüber einem Satz mid Drehreglern bietet, wenn während der Mischung Signale im Raum 'gefahren' werden sollen und diese Effekte nur für eine geringe Anzahl von Signalen infrage kommen, bietet sich als wirtschalftlich sinnvolle und tragbare Lösung der Einbau einiger weniger Joysticks, speziell für solche Effekte an. Es ist dann sinnvoll diese Regler in der Art von Effektgeräten über das Steckfeld einschleifbar zu machen.


Link auf diesen Artikel
weiter zur
Realisierung mit MDACs


Tell A Friend
Newsletter Eintrag